Seniorengespräch
Video | Audio | Transskript | ||||
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Erstes Seniorengespräch im Dorfgemeinschaftshaus | 23.09.2000 | webm | mp4 | opus | mp3 | aktuell in Arbeit |
Osterbrücker Seniorengespräch 23.09.2000 (Transkript)
(00:00:00) Musikalischer Vorspann
(00:00:14) Rainer Meiser: Ich darf euch dann recht herzlich im namen der Projektgruppe Dorfgeschichte und Dorfgeschichten zu unserem ersten Gespräch mit den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Osterbrücken begrüßen.
Ich freue mich besonders, dass ihr in so großer Zahl an diesem Gespräch teilnehmt und damit das Interesse an der Dorfgeschichte und den dazugehörigen Geschichten sichtbar zum Ausdruck bringt.
Wir wollen heute mit euch einen ersten Versuch unternehmen, unsere Dorfgeschichte und das örtliche Brauchtum zu erfragen und für die Zukunft zu dokumentieren. Warum wir gerade euch hierzu ausgesucht haben, ist wohl klar.
Wer kann uns über die vergangenen Jahre berichten, wenn er sie nicht selbst erlebt hat, bzw. Zeitzeuge war?! Wir wollen also die Geschichten über das frühere Leben im Dorf in Bild und Ton festhalten, um unserer nachfolgenden Generation auch einen Einblick in unser Leben zu geben. Es genügt unserer Meinung nach nicht, dass alles in einer Chronik oder Buch, bzw. Bildband festgehalten wird; nein - wir wollen den lebenden Beweis unserer Lebensweise auch in einem Film festhalten, bzw. (wo das nicht mehr möglich ist), versuchen, mit den Betroffenen darüber zu reden.
Die technische Seite wird Dieter Schramm, gemeinsam mit Bruno Seyler und Jörg Gießeling übernehmen - und Karl Lang wird versuchen, gemeinsam mit euch über unsere Geschichte und die dazugehören Geschichten zu diskutieren.
Kaffee und Kuchen, auch belegte Brote sind vorbereitet, die Bewirtung wird von unserem Jugendverein JuKiD übernommen, wofür ich mich recht herzlich bedanke. Gleichzeitig bedanke ich mich nochmals hier bei allen für das Kommen und ich hoffe, dass wir nun angeregte Diskussionen über unsere Dorfgeschichte erleben werden. Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt zuerst Kaffeetrinken und nach dem Kaffeetrinken wird Karl Lang noch einige Worte zu euch sagen und dann in die Diskussion einsteigen.
(Stimmengewirr im Hintergrund, Kaffeetrinken, Geschirrklappern)
(00:03:35) Karl Lang: Ihr lieben, jungen Alten! (lachen) Nach der Begrüßung durch unseren Ortsvorsteher darf ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass ihr unserer Einladung gefolgt seid und darf euch nochmal recht herzlich begrüßen. Ein besonderer Gruß und Dank gilt natürlich unserer lieben Osterbrückerin Alma, die den weiten Weg von Großrosseln nach hier gefunden hat, um bei uns heute den Nachmittag zu verbringen. Ich bedauere sehr, dass unser Projektleiter Reuter leider heute nicht mehr mitmacht, aber unser Ortsvorsteher hat sich bereit erklärt, seine Arbeit weiterzuführen und mit ihm auch unsere Birgit Harth, die den Kaffee und Kuchen hier organisieren - und dafür nochmals herzlichen Dank, Birgit.
Ein zweites Dankeschön geht an unsere Techniker Schramm Dieter, Bruno Seyler und Jörg Gieseling, denn ohne dessen Mithilfe wäre dieses Gespräch nicht möglich, darum müssen wir ihm heute alle voll gehorchen, ihren Weisungen und dergleichen Folge leisten, damit unsere Arbeit nicht umsonst ist, sondern unseren Nachkommen zur Verfügung steht. Ich darf Sie nun alle bitten, voll mitzuarbeiten - für uns die alten Osterbrücker zur Auffrischung alter Erinnerungen, für unseren neuen Mitbürger zum Kennenlernen von Alt-Osterbrücken.
Ich bitte Sie nun alle zu einem zwanglosen Gespräch ohne Hemmungen und der gleichen - wie uns der Schnabel gewachsen ist.
(00:05:30) Karl Lang: So, als erstes Thema möchte ich dann mal einsteigen mit der Frage Wolfschanze oder Wolfschnapp, verschiedenlich genannt. Wer von euch, von unseren Alten, weiß noch irgendetwas darüber, den eigentlichen Standpunkt wo's war oder wo sie ist? .. Ist ja noch vorhanden und was man evtl. darüber sagen könnte. (Mikrofon wird weiter gereicht, Karl Lang fordert auf: "Sag doch einmal was dazu, wo sie ist etc.". Mikrofon wird entgegengenommen.)
(00:06:09) Richard Müller: Der hier ist ein Jahr älter. (weist auf seinen Nachbarn Karl Harth) (Gelächter im Saal).
Karl Harth: Was gibts da viel zu sagen. Von uns weiß jeder, dass das die Wolfschnapp genannt... das war auf dem Steinhübel da oben. Da kann ich so nicht so viel darüber sagen. Da weißt du mehr darüber. Hm. Die Eichhörchen? Von Eichhörnchen ist keine Rede, sondern von der Wolfschanze. Wo es ist ist ja klar. (Gerede durcheinander)
(00:07:17) Karl Lang Wer weiß sonst noch was? Was hatte sie (die Wolfschnapp/Wolfschanze) denn für eine Bedeutung gehabt? Ich nehme an, dass man in irgendeiner Zeit hier Wölfe waren, und dass man die auch fangen wollte, um die Plage loszuwerden und dafür dann Fallen gebaut hat, um die irgendwie - also ich weiß von Erzählungen her, dass da unten irgendwie Fleisch hineingekommen wäre, so eine Art Fallgrube, wo man leicht einbricht, wenn die Wölfe darübergelaufen wäre, wären sie hineingefallen und man hätte sie dann mit dem Knüppel totgeschlagen.
Karl Harth und Richard Müller: Ja, was du jetzt sagst, ist mir auch geläufig, aber näheres hab ich darüber auch nicht zu sagen. Zu unserer Zeit war das schon nicht mehr modern.
(00:07:57) Karl Lang Ja, aber jetzt ist es erzählt worden. Stimmt das so, wie ich es eben gesagt habe?
(Einstimmiges Bejahen im Saal).
(00:08:00) Karl Lang Wir kommen dann jetzt zum Zweiten - und da will ich eine bessere Diskussion hören - und zwar über den Gemeinde-Sauhirt, bzw. ums "Hirtenhaus"...
(Gemurmel)... Hirtenhaus ("Hirde-Haus")... Karl, das ist doch dein Elternhaus..
Ja ich weiß das. Wurde dieses Haus, mein Elternhaus (in den Jahren 1830 bis 1833 erbaut) und zwar als Gemeinde-Hirtenhaus, wie man sagt genutzt? Also dann hat auch der Bedienstete der Gemeinde als Sau-Hirt benutzt. Das soll früher so gewesen sein: Der ist dann irgendwie durchs Dorf gezogen, morgens und dann sind überall die Saustall-Türen geöffnet worden, und dann wurden die Sauen (Wutze) irgendwo, wo viele Eicheln waren in den Wald getrieben und man hat sie dann dort suchen lassen, damit sie irgendwie ihren Hunger stillen konnten - denn damals gabs noch kein Raiffeisen, der die Sachen angeliefert hat und so weiter, also Futtermittel. Und so gegen Mittag oder gegen Abend hat er die Sauen dann wieder heimgeführt... und hat sie in die... (unverständlich)... und ich hab vor - wie langs ist her, zehn Jahre oder so, das Erlebnis gehabt, da schleicht einer ums Haus herum, hat so ein Ding unterm Arm... hab nicht gesehen, was es ist, "Was schleicht dann der um das Haus herum?", dann hab ich ich ihn vor dem Haus gesehen, da hab ich mir gedacht "Jetzt muss ich nachgucken" und hab gefragt "Entschuldigung, interessiert sie das Haus?", "Ja, das interessiert mich sehr", "Warum interessiert Sie das?", "In diesem Haus ist meine Mutter geboren. und ich habe nicht gewusst, was ich machen sollte, dann habe ich hin- und herüberlegt, dann hab ich ihn bei den ..?.. Karl gefahren. Da hat er dann erzählt, dass er mit seiner Mutter im Sand gespielt hat und dies und jenes... und da war der Mann so glücklich... und wir haben uns beinahe über zwei Stunden unterhalten..., und hatte noch einen Verwandten aus Hoof und darüber noch weitere Verwandte kennengelernt - gibts hier noch jemanden, der darüber irgendwas erzählen könnte?!
(00:10:47) NAME: Ja, ich. Früher als kleines Mädchen war ich immer viel aufm ... und hab mit dem Karl gespielt, wir haben oft den Teufel angestellt... ich hab noch ein Foto dabei, das auf der Treppe beim Hirtenhaus gemacht worden ist.. von früher... das zeig ich mal...
Karl Lang: Gut Dankeschön. Sonst noch jemand über das Hirtenhaus oder über den Hirten irgendwas? (Gemurmel, "Das war vor unserer Zeit..."). Gut. Ich würde sagen, dann schließen wir das Thema Gemeinde-Hirtenhaus/Sauhirt ab.
(00:11:28) Gemeindeeigene Schinkaul (Schindgrube). Warum war die da? Was ist da passiert früher? Das ist so ein Thema für dich.. Was heute der Abdecker erledigt ist damals dort reingeworden worden.. (Gemurmel durcheinander). Jetzt hört mal zu... es ist doch mal erzählt worden von irgendjemand da reingestiegen ist...
(00:12:27) Richard Müller: Also, das sind Alles Erzählungen. Ich weiß jetzt nicht mehr als du in diesem Fall,... also dass das "kaputte Vieh" dort früher hineingeworfen wurde, da es sonst keine Möglichkeit gab, es unterzubringen. Die war schon zirka 3 Meter tief, schätze ich, drei Meter schätze ich schon. War rund und ummauert.
Rainer Meiser: Durch diesen Verwesungsgeruch? Gab es da keine Belästigung?
Ahja, das war vor unserer Zeit.
Rainer Meiser: Es geht uns ja auch darum, was man euch so übermittelt hat und dass dies dann auch zu erzählen wäre. Also was vor eurer Zeit war... damit wir das auch aufzeichnen können.
(00:13:38) Karl Harth: Also... vermutlich hats zu dieser Zeit auch schon arme Leute gegeben, denn man hat sich erzählt, dass dort bei Nacht und Nebel auch welche hineingestiegen sind,.. die sind dann an das tote Vieh und haben dort Portionen abgeschnitten... ja... so soll sich das schon mal abgespielt haben. In wieweit das jetzt stimmt, weiß ich natürlich auch nicht.
Rainer Meiser: Die (Schindgrube) kann man jetzt noch sehen? Wo ist das?
Jaja, die ist ein wenig zugewachsen von außen, aber... vor Jahren hat man es noch gesehen... ich weiß wo sie ist, das ist vom Butterbrünnchen gradeaus rauf...
Karl Lang: Und die Nachfolge dieser Schinkaut war dann die Abdeckerei. Bleiben wir mal dabei, denn mehr können wir dazu nicht sagen.
(00:15:27) Karl Lang: Kommen wir zum vierten Punkt, und zwar Kohlengrube in Osterbrücken.
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Transkript erstellt von Jörg Reinhard, 2015