Renaturierung der Oster: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Gestaltung der Querprofile ===
=== Gestaltung der Querprofile ===


Die natürliche, gewässertypische Querschnittsentwicklung bei einem Mittelgebirgsbach wie der Oster ist gekennzeichnet durch eine geringe Wasserbetttiefe, eine große Breite und Rauigkeit des Bachbettes. Diese Faktoren sind zugleich von entscheidender Bedeutung für die Biotop- und Artenvielfalt des Baches. An diesem Leitbild wurde sich bei der Gewässerbettgestaltung orientiert:
*Inseln wurden im neuen Bachbett angelegt
*Parallelgerinne und Bachbettaufweitungen wurden ausgebaggert
*wechselnde Uferstrukturen wurden geschaffen
*einzelne Störsteine und großflächige Schotterpackungen wurden auf die Sohle aufgebracht
*ca. 15600 Bäume, Sträucher und Setzstangen wurden gepflanzt
*4 Betonbrückenbauwerke wurden abgerissen und durch neue Holzstege und Furte ersetzt





Version vom 14. Juli 2015, 22:35 Uhr

Kurzinfo Oster

Quelle: nördlich von Oberkirchen (Freisen) am Weiselberg

Mündung: bei Wiebelskirchen (Neunkirchen) in die Blies

Lauflänge: 28km

Ges. Einzugsgebiet: 117m²

Geologischer Untergrund: Unterrotliegendes im Oberlauf, Kuselit bei Osterbrücken, ab Dörrenbach Oberkarbon

Böden: bis 3m starke sandig-lehmige Braunerden

Naturraum: Nordpfälzer Bbergland

Höhendifferenz: von 460m ü.NN auf 250m ü.NN, also 210 Höhenmeter

Einzugsgebiet Projekt Osterrenaturierung: 48m²

Die Renaturierung der Osteraue

Allgemeine Projektinformationen

Quelle: http://www.umweltserver.saarland.de Naturschutz Online, Angaben vom Amt für Landentwicklung

Neben der Erhaltung der noch bestehenden naturnahen Landschaften wird die Wiederherstellung geschädigter oder zerstörter Landschaftsteile immer wichtiger. Die Renaturierung der Oster ist damit ein Baustein zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Vielfalt, Schönheit und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes als Lebensgrundlage für den Menschen.

Über eine Länge von 4,8km wurden zwischen Osterbrückern und Marth von 1993 bis 1996 Renaturierungsmaßnahmen erprobt, und deren Entwicklung wird beobachtet und wissenschaftlich analysiert. Auf die gewonnen Erkenntnisse kann bei Renaturierungen anderer Mittelgebirgsbäche in ganz Mitteleuropa zurückgegriffen werden.

Mit der Renaturierung der Oster ist die Stadt St. Wendel als Projektträgerin ein großes Naturschutzvorhaben angegangen, dessen Erfolg vor allem in Fachkreisen Beachtung findet. Zahlreiche Experten und Interessierte aus mehreren Bundesländern und dem europäischen Ausland haben das Projektgebiet zwischenzeitlich bereist.

Dieses Projekt war nur möglich, weil es eingebettet werden konnte in ein Naturschutzgroßprojekt des Bundes.

Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Osterrenaturierung ist ein Förderprojekt des Bundesamtes für Naturschutz, gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Höhe von rd. 5,5 Millionen DM. Die Förderung durch das saarländische Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr beträgt rund 675.000 DM. Der Eigenanteil der Stadt St. Wendel beläuft sich auf rd. 825.000 DM.


Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Oster wurde in den 30er Jahren vom Reichsarbeitsdienst und in den 60er Jahren von der Flurbereinigungsbehörde von Werschweiler bis zur Quelle begradigt und mit einem trapezförmigen Regelprofil aus Wasserbaupflaster technisch ausgebaut.

Die dadurch verursachte Laufverkürzung um 30% und Vergleichmäßigung des Gefälles und der Fließgeschwindigkeit hatte zur Folge, dass mehrere Absturzbauwerke und Sohlschwellen installiert werden mussten, so z. B. das Marther Wehr mit einer Absturzhöhe von 150cm.

Ein beschattender, bachbegleitender Gehölzsaum, Wasserpflanzen, Uferröhrichte und Flutmulden fehlten fast vollständig.

Die angrenzende Aue wurde vollständig drainiert und zu einem großen Teil intensiv genutzt. Ziel der Maßnahmen war es, das Hochwasser möglichst schnell abzuführen und maschinengerechte, große Produktionsflächen der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

Damals berichtete die Presse vom „Gewinn fruchtbaren Kulturlandes“ und von der „Beseitigung einer trostlosen Einöde, Sumpflandschaft und Wildnis mit dem sich dort zahlreich ansammelnden Ungeziefer“.

Im Nachhinein müssen die damaligen Maßnahmen als flächenhafte, schwerwiegende Biotopzerstörung mit einem drastischen Rückgang von Tier- und Pflanzenarten bewertet werden. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass der Ausbau zu einem Kanal sehr unterhaltungsintensiv ist und zu verstärkten Hochwasserproblemen für die Unterlieger führt.


Maßnahmen

Ziel war daher die aktive Umgestaltung der Osteraue in einen möglichst naturnahen Zustand. Hierzu wurden verschiedene Maßnahmen durchgeführt:

  • großflächiger Grunderwerb in der Aue wurde als Voraussetzung für die Maßnahmen durchgeführt
  • die Verbauung und Wanderungshindernisse im Gewässer wurden entfernt
  • ehemalige Mäander und Schleifen der Oster wurden rekonstruiert
  • Gewässerprofile wurden naturnah gestaltet und standortgerecht bepflanzt
  • Erosionsschutzstreifen wurden entlang des Gewässers um im Randbereich der Aue eingerichtet
  • die Eigendynamik des Gewässers wurde außerhalb der Ortslage gefördert
  • Drainagen wurden verschlossen und die Nutzung der Wiesen extensiviert


Gestaltung der Querprofile

Die natürliche, gewässertypische Querschnittsentwicklung bei einem Mittelgebirgsbach wie der Oster ist gekennzeichnet durch eine geringe Wasserbetttiefe, eine große Breite und Rauigkeit des Bachbettes. Diese Faktoren sind zugleich von entscheidender Bedeutung für die Biotop- und Artenvielfalt des Baches. An diesem Leitbild wurde sich bei der Gewässerbettgestaltung orientiert:

  • Inseln wurden im neuen Bachbett angelegt
  • Parallelgerinne und Bachbettaufweitungen wurden ausgebaggert
  • wechselnde Uferstrukturen wurden geschaffen
  • einzelne Störsteine und großflächige Schotterpackungen wurden auf die Sohle aufgebracht
  • ca. 15600 Bäume, Sträucher und Setzstangen wurden gepflanzt
  • 4 Betonbrückenbauwerke wurden abgerissen und durch neue Holzstege und Furte ersetzt


  • Phase 1: Vor den Umgestaltungsmaßnahmen (1990 - 1993)
  • Phase 2: Nach den Umgestaltungsmaßnahmen (1995 - 1997)
  • Phase 3: Nach Inbetriebnahme der Kläranlagen im Ostertal (2002)


Biber in Osterbrücken?


Quelle: Dipl- Geograph Helmut Hart, Kreisstadt St. Wendel, Stadtbauamt, Unser Ostertal, eine Region im Wandel, S. 179ff, Dörrenbacher Heimatbund e.V., Band II der "Chroniken der Ostertalbahn", 1997.

Video in Mediathek

In der Mediathek finden Sie ein Video zur Einweihungsfeier von 1994:

Videomaterial
Renaturierung der Oster 18 min 180 MB 13.03.1994 webm mp4