Renaturierung der Oster

Aus Osterbrücken
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Kurzinfo Oster

Quelle: nördlich von Oberkirchen (Freisen) am Weiselberg

Mündung: bei Wiebelskirchen (Neunkirchen) in die Blies

Lauflänge: 28km

Ges. Einzugsgebiet: 117m²

Geologischer Untergrund: Unterrotliegendes im Oberlauf, Kuselit bei Osterbrücken, ab Dörrenbach Oberkarbon

Böden: bis 3m starke sandig-lehmige Braunerden

Naturraum: Nordpfälzer Bergland

Höhendifferenz: von 460m ü.NN auf 250m ü.NN, also 210 Höhenmeter

Einzugsgebiet Projekt Osterrenaturierung: 48m²

Die Renaturierung der Osteraue

Allgemeine Projektinformationen

Quelle: http://www.umweltserver.saarland.de Naturschutz Online, Angaben vom Amt für Landentwicklung

Neben der Erhaltung der noch bestehenden naturnahen Landschaften wird die Wiederherstellung geschädigter oder zerstörter Landschaftsteile immer wichtiger. Die Renaturierung der Oster ist damit ein Baustein zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Vielfalt, Schönheit und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes als Lebensgrundlage für den Menschen.

Über eine Länge von 4,8km wurden zwischen Osterbrückern und Marth von 1993 bis 1996 Renaturierungsmaßnahmen erprobt, und deren Entwicklung wird beobachtet und wissenschaftlich analysiert. Auf die gewonnen Erkenntnisse kann bei Renaturierungen anderer Mittelgebirgsbäche in ganz Mitteleuropa zurückgegriffen werden.

Mit der Renaturierung der Oster ist die Stadt St. Wendel als Projektträgerin ein großes Naturschutzvorhaben angegangen, dessen Erfolg vor allem in Fachkreisen Beachtung findet. Zahlreiche Experten und Interessierte aus mehreren Bundesländern und dem europäischen Ausland haben das Projektgebiet zwischenzeitlich bereist.

Dieses Projekt war nur möglich, weil es eingebettet werden konnte in ein Naturschutzgroßprojekt des Bundes.

Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Osterrenaturierung ist ein Förderprojekt des Bundesamtes für Naturschutz, gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Höhe von rd. 5,5 Millionen DM. Die Förderung durch das saarländische Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr beträgt rund 675.000 DM. Der Eigenanteil der Stadt St. Wendel beläuft sich auf rd. 825.000 DM.


Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Oster wurde in den 30er Jahren vom Reichsarbeitsdienst und in den 60er Jahren von der Flurbereinigungsbehörde von Werschweiler bis zur Quelle begradigt und mit einem trapezförmigen Regelprofil aus Wasserbaupflaster technisch ausgebaut.

Die dadurch verursachte Laufverkürzung um 30% und Vergleichmäßigung des Gefälles und der Fließgeschwindigkeit hatte zur Folge, dass mehrere Absturzbauwerke und Sohlschwellen installiert werden mussten, so z. B. das Marther Wehr mit einer Absturzhöhe von 150cm.

Ein beschattender, bachbegleitender Gehölzsaum, Wasserpflanzen, Uferröhrichte und Flutmulden fehlten fast vollständig.

Die angrenzende Aue wurde vollständig drainiert und zu einem großen Teil intensiv genutzt. Ziel der Maßnahmen war es, das Hochwasser möglichst schnell abzuführen und maschinengerechte, große Produktionsflächen der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

Damals berichtete die Presse vom „Gewinn fruchtbaren Kulturlandes“ und von der „Beseitigung einer trostlosen Einöde, Sumpflandschaft und Wildnis mit dem sich dort zahlreich ansammelnden Ungeziefer“.

Im Nachhinein müssen die damaligen Maßnahmen als flächenhafte, schwerwiegende Biotopzerstörung mit einem drastischen Rückgang von Tier- und Pflanzenarten bewertet werden. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass der Ausbau zu einem Kanal sehr unterhaltungsintensiv ist und zu verstärkten Hochwasserproblemen für die Unterlieger führt.


Maßnahmen

Ziel war daher die aktive Umgestaltung der Osteraue in einen möglichst naturnahen Zustand. Hierzu wurden verschiedene Maßnahmen durchgeführt:

  • großflächiger Grunderwerb in der Aue wurde als Voraussetzung für die Maßnahmen durchgeführt
  • die Verbauung und Wanderungshindernisse im Gewässer wurden entfernt
  • ehemalige Mäander und Schleifen der Oster wurden rekonstruiert
  • Gewässerprofile wurden naturnah gestaltet und standortgerecht bepflanzt
  • Erosionsschutzstreifen wurden entlang des Gewässers um im Randbereich der Aue eingerichtet
  • die Eigendynamik des Gewässers wurde außerhalb der Ortslage gefördert
  • Drainagen wurden verschlossen und die Nutzung der Wiesen extensiviert


Gestaltung der Querprofile

Quelle: Chronik der Ostertalbahn, Bd. 2
Quelle: Chronik der Ostertalbahn, Bd. 2

Die natürliche, gewässertypische Querschnittsentwicklung bei einem Mittelgebirgsbach wie der Oster ist gekennzeichnet durch eine geringe Wasserbetttiefe, eine große Breite und Rauigkeit des Bachbettes. Diese Faktoren sind zugleich von entscheidender Bedeutung für die Biotop- und Artenvielfalt des Baches. An diesem Leitbild wurde sich bei der Gewässerbettgestaltung orientiert:

  • Inseln wurden im neuen Bachbett angelegt
  • Parallelgerinne und Bachbettaufweitungen wurden ausgebaggert
  • wechselnde Uferstrukturen wurden geschaffen
  • einzelne Störsteine und großflächige Schotterpackungen wurden auf die Sohle aufgebracht
  • ca. 15600 Bäume, Sträucher und Setzstangen wurden gepflanzt
  • 4 Betonbrückenbauwerke wurden abgerissen und durch neue Holzstege und Furte ersetzt

Gestaltung des Längsprofils

Quelle: Chronik der Ostertalbahn, Bd. 2
Quelle: Chronik der Ostertalbahn, Bd. 2

Bei der Bachlaufentwicklung geht es vor allem im die Laufkrümmung, die das Bachgefälle so weit gegenüber dem Geländegefälle angleicht, bis die Lauflänge, die Reibungsfläche und die Hochwasserenergie in einem ausgewogenen Verhältnis stehen und keine weiteren Erosionen mehr verursachen.

Anhand historischer Karten und neueren hydrologischen Berechnungen wurde versucht, ein optimales Bachbett für die Oster neu anzulegen. Auf weiten Strecken liegt die Bachsohle nun höher als bei der begradigten Oster, so dass ein frühes Ausufern ermöglicht und damit die Beziehung zwischen Gewässer und Aue wieder hergestellt wird. Die Lauflänge wurde um 30% erhöht und die Durchfließzeit sowie die Gewässeroberfläche wurden verdoppelt.

Steinmaterial in unterschiedlicher Größe bedeckt die Sohle und hilft mit, die Gewässerenergie abzubauen. Unterschiedliche Gewässertiefen, sand-, Schlick- und Schotterbänke, die sich bereits nach kurzer Zeit von selbst gebildet haben, stellen wertvolle Sonderstandorte dar, die den unterschiedlichsten Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Um das Höhenniveau des neuen Bachbettes in der Anfangsphase zu stabilisieren, wurden an mehreren Stellen sogenannte „Sohlgleiten“ aus einem Stein-/Bodengemisch eingebaut. Diese Sohlgleiten sind so angelegt, dass sie kein Wanderungshindernis für bauaufwärtsstrebende Tiere darstellen und sogar mit zur Biotopvielfalt beitragen.

Naben dieser Starthilfe braucht das Gewässer nur Zeit und Raum, um sich natürlich und dynamisch entfalten zu können. Der Oster verbleibt außerhalb der Ortslage ein ausreichend großer Bewegungsspielraum für eine naturgemäße Laufkrümmung mit vielfältig ausgeformten Querprofilen und ein entsprechender Überschwemmungsspielraum für eine natürliche Ausuferung und Vernetzung mit der Aue.


Stabile Ufersicherung an kritischen Stellen

Bestimmte Uferbereiche, die von der Strömung stärker beansprucht werden oder gesichert werden müssen, brauchen eine besonders stabile Befestigung, z.B. bei Brücken an Strommasten und Privateigentum.

Hierbei wurden an der Oster verschiedene Methoden erprobt:

  • Größere Steine werden einzeln am Böschungsfuß verteil und mit einer Mischung aus Boden und kleineren Steinen angedeckt und eingesät. Die Graswurzeln halten den Boden fest. Die Steine leisten auch größeren Flutwellen Widerstand.
  • Weidenäste werden eng nebeneinander, mit Draht überspannt, am Ufer verpflockt und mit Boden überdeckt. Schon bald treiben sie auf ganzer Länge neue Wurzeln in den Boden und Äste in die Höhe. Daraus werden in wenigen Jahren sehr stabile Weidensäume, die zusätzlich etlichen Tierarten Lebensraum bieten.
  • Grobe Bündel aus Astwerk werden im Wasser teilweise eingegraben und verpflockt. Dahinter können sich dann Gräser, Röhrichte und Büsche ungestört entwickeln. Bis sich die Reisigbündel nach einigen Jahren auflösen, halten die Pflanzen den Boden.
  • Ein ähnliches Verfahren ist die Verwendung von Walzen und Matten aus Kokosfasern, die mit Pflöcken befestigt werden und in der Anwuchsphase die Röhrichtballen sichern.

Biber in Osterbrücken?


Quelle: Dipl- Geograph Helmut Hart, Kreisstadt St. Wendel, Stadtbauamt, Unser Ostertal, eine Region im Wandel, S. 179ff, Dörrenbacher Heimatbund e.V., Band II der "Chroniken der Ostertalbahn", 1997.

Video in Mediathek

In der Mediathek finden Sie ein Video zur Einweihungsfeier von 1994:

Videomaterial
Renaturierung der Oster 18 min 180 MB 13.03.1994 webm mp4